Die Entstehung der Feuerwehr Altenburg

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Im Jahre 1872 gab es erst 90 Freiwillige Feuerwehren in unserem Bundesland. Sieben Jahre später waren es 268 und um die Jahrhundertwende bereits 1211, 1973 verzeichnete Niederösterreich 1822 Feuerwehren. Trotz verschiedener Aktivitäten seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts war es bis zu den Achtzigerjahren vor der Jahrhundertwende nicht gelungen, ein lückenloses Netz von Feuerwehrvereinen in den Gemeinden aufzubauen. Nun griffen die Verwaltungsbehörden, Landesfeuerwehrverband, Bezirksfeuerwehrverband und vor allem die Bezirkshauptmannschaften ein, um mit sanftem Druck die letzten noch säumigen Gemeinden dazu zu bewegen, eigene Feuerwehrvereine zu gründen. Auf eine solche Initiative ist auch die Entstehung der Altenburger Freiwilligen Feuerwehr zurückzuführen.

 

Bereits Jahre vor der Gründung gab es eine Anfrage des Landesfeuerwehrverbandes an den Bezirksfeuerwehrverband Horn, ob es nicht möglich wäre, in Altenburg und auch einigen anderen Orten des Bezirkes eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Eine Intervention seitens des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes an die Bezirkshauptmannschaft in Horn wurde in Aussicht gestellt.

ffaltenburg_horcharguIm Amtsblatt der k. k. Bezirkshauptmannschaft Horn vom 8. Jänner 1891 steht folgender Artikel: „Eine neue Feuerwehr. Von der Gemeindevorstehung in Weiden wurden die Statuten einer dort errichteten neuen freiwilligen Feuerwehr behufe Genehmigungserwirkung vorgelegt. Diese kleine Gemeinde beschämt hierdurch andere Orte wie z. B. Mold, Altenburg und andere, wo mit Rücksicht auf die große Anzahl der Gebäude und der Größe der Bevölkerung schon längst ein solch gemeinnütziges Institut errichtet worden sein sollte. Von der Einsicht der damaligen Gemeindevertretung in den beiden genannten Gemeinden darf übrigens mit Sicherheit erwartet werden, dass sie ihren Einfluss in der angedeuteten Richtung mit baldigem Erfolge geltend machen werden.“ Nachdem bereits in den Nachbarorten Horn 1873 und Fuglau 1874 Feuerwehren auf der Basis der im Jahre 1870 geschaffenen Niederösterreichischen Feuerpolizei-Ordnung, die erstmals eine landesgesetzliche Regelung über Brandverhütung enthielt, gegründet worden waren, erfolgte auch unter dem Gemeindevorstand Josef Scheidl am 4. Mai 1893 auf Grund eines einstimmigen Beschlusses der Gemeindevertretung laut § 37 der Feuerpolizeiordnung des Jahres 1870 die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Das Grundgesetz, oder wie wir heute sagen würden, die Statuten, sind unterzeichnet vom Gemeindevorstand Josef Scheidl, den Gemeinderäten Franz Petz und Ludwig Dum und den Ausschussmitgliedern des Vereines Rudolf Aubrunner und Johann Kargl. Die Eintragung in das damalige Vereinsregister der Niederösterreichische Landesregierung und die Bewilligung erfolgte am 27. Mai desselben Jahres. In diesem Jahr gab es in Niederösterreich 38 Neugründungen.

anhaengerSomit verzeichnete damals das Bundesland 916 Freiwillige Feuerwehren. Nach erfolgter Gründung erhielt die junge Wehr ausgiebig finanzielle Unterstützung von allerhöchster Stelle. Im Amtsblatt der k. k. Bezirkshauptmannschaft Horn 1893, Nr. 47 vom 23. November 1893 ist folgendes nachzulesen: „Allerhöchste Spende. Seine k. u. k. Apostolische Majestät (gemeint ist Kaiser Franz Josef I., Anmerkung des Autors) haben der freiwilligen Feuerwehr in Altenburg eine Geldspende von 100 Gulden aus Allerhöchsten Privatmitteln allergnädigst zu bewilligen geruht.“ Am Sonntag, dem 20. Mai 1894 wurde in Altenburg im Gasthaus Leopold Mattes (später Gasthaus Friedrich Papst, Anmerkung des Autors) das Gründungsfest abgehalten. „Dasselbe war sehr zahlreich besucht und vom schönsten Wetter begünstigt. Nach Empfang der fremden Feuerwehren und zwar: Horn, Mold, Brunn a. d. Wild, Fuglau. Röhrenbach, Weiden, Etzmannsdorf am Kamp, Nondorf a, d, Wild, Messern und Wanzenau wurde im Vorhof des Stiftes (gemeint ist der Johannishof, Anmerkung des Autors) Aufstellung genommen. An dem Festzug, welcher sich durch den festlich geschmückten Ort bewegte, beteiligten sich 142 Feuerwehrmänner. Nach dem Umzuge wurde die Schulübung im Wirtschaftshofe des Stiftes abgehalten; sowohl diese als auch die Schauübung der jungen Altenburger Wehr fanden allgemeinen Beifall………“ Nach einem gelungenen Feuerwerk am Abend schloss das schöne Fest mit einem Tanzkränzchen.

IMG_0008Laut dem „Grundgesetz der freiwilligen Feuerwehr Altenburg“ stand die Wehr unter dem Befehl eines Hauptmannes oder dessen Stellvertreters. Die Mannschaft wurde in Züge eingeteilt, die von den Zugsführern befehligt wurden. Der Hauptmann und dessen Stellvertreter wurden von der ganzen Feuerwehr, die Zugführer und deren Stellvertreter (Rottenführer) von den einzelnen Zügen in der ordentlichen Hauptversammlung auf die Dauer eines Jahres gewählt. Dem Hauptmann waren im Dienst alle Chargen untergeordnet, er ordnete Übungen, Bereitschaften und Wachen an, überwachte die Einhaltung des Dienstes, berief ein und leitete die Sitzungen des Feuerwehausschusses und war auf dem Brandplatz in seine Verfügungen unabhängig, jedoch dafür dem Gemeindevorsteher verantwortlich. Der Hauptmann- Stellvertreter hatte bei Verhinderung des Hauptmannes dessen Stelle einzunehmen. Die Zugsführer leiteten die Abrichtungsübungen ihrer Züge und waren dafür verantwortlich, dass jeder Mann die erforderliche Fertigkeit in allen dienstlichen Verrichtungen erlangte. Sie besorgten die Ausführung der vom Hauptmanne getroffenen Anordnungen und überwachten die ordentliche Ausführung derselben. Bereits zur Zeit des Gründungsfestes 1894 musste die Altenburger Wehr für die damalige Zeit so ausgerüstet gewesen sein, dass sie als einsatzfähig galt.
Die Handdruckspritze, Marke Kernreuter, Baujahr 1893, für Pferdebespannung, war für die Zeit um die Jahrhundertwende ein sehr leistungsfähiges Gerät und blieb bis in die ersten Jahre des 2. Weltkrieges im Einsatz. Der während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit amtierende Feuerwehrhauptmann Wilhelm Scheidl (Geburtsjahrgang 1889) konnte sich noch erinnern, dass gegenüber dem Haus Mahrersdorfer-Straße 1, angebaut an die Giebelmauer der Scheune von Haus Florianiplatz 12, ein Holzschuppen stand, in dem die Gerätschaften der Feuerwehr untergebracht waren.

 

Im Jahre 1910 entschloss sich die Gemeinde zum Bau eines Mehrzweckgebäudes. Das so entstandene Haus enthielt ein geräumiges Feuerwehrhaus, und in einem anschließenden Raum wurde die Brückenwaage untergebracht. Deutlich sieht man noch an der südlichen Dachfläche durch dunklere Ziegel markiert, die Jahreszahl 1910. Auch im oberen Teil des Giebels ist diese Jahreszahl im Mauerwerk ersichtlich.

[Text von Dr. Wilhelm Scheidl]

Die Altenburger Kommandanten seit der Gründung im Jahre 1893